Haarausfall bei Frauen

Unter Haarausfall versteht man den Verlust von mehr Haaren, als es dem natürlichen Zyklus entspricht. Ein täglicher Verlust von 70 bis 100 Haaren gilt als normal, da jedes Haar einen Wachstums- und Ruhezyklus durchläuft. Von krankhaftem Haarausfall (Alopezie) spricht man dann, wenn deutlich mehr Haare ausfallen, sich lichte Stellen oder kahle Areale entwickeln oder das Haar sichtbar an Dichte verliert.

Haarausfall betrifft nicht nur Männer. Auch Frauen sind in erheblichem Maße betroffen: Schätzungen zufolge erlebt jede dritte Frau im Laufe ihres Lebens eine Phase verstärkten Haarausfalls. Besonders häufig tritt er in Zeiten hormoneller Veränderungen auf – etwa nach einer Schwangerschaft, in den Wechseljahren oder unter bestimmten medikamentösen Therapien. Auch Nährstoffmängel, Stress oder genetische Veranlagungen können den Haarverlust verstärken.

Für viele Betroffene stellt Haarausfall mehr als ein kosmetisches Problem dar. Das Haar gilt als Symbol für Weiblichkeit, Jugendlichkeit und Attraktivität. Dünner werdendes Haar oder kahle Stellen können daher zu einer erheblichen psychischen Belastung führen, das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und sozialen Rückzug begünstigen. Eine frühzeitige Abklärung und gezielte Behandlung sind deshalb nicht nur aus medizinischer, sondern auch aus psychosozialer Sicht von großer Bedeutung.

Ursachen von Haarausfall

Mögliche Ursachen im Überblick:

  • Androgenetische Alopezie (Female Pattern Hair Loss) – genetisch und hormonell bedingt, häufigste Form des dauerhaften Haarverlustes.
  • Telogenes Effluvium – vermehrter Übergang der Haare in die Ruhephase nach akuten Belastungen wie Infekten, Operationen, Stress oder Geburt.
  • Diffuser Haarausfall durch Mangelzustände – insbesondere Eisenmangel, Vitamin D-Defizit, Zinkmangel oder andere Mikronährstoffdefizite.
  • Schilddrüsenerkrankungen – sowohl Unter- als auch Überfunktion können den Haarzyklus stören.
  • Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall) – autoimmunbedingter, meist plötzlich auftretender Haarverlust in klar begrenzten Arealen.
  • Medikamente – z. B. Zytostatika, Antidepressiva, Betablocker, Antikoagulanzien oder bestimmte hormonelle Präparate.
  • Hormonelle Veränderungen – Schwangerschaft, Stillzeit, Absetzen hormoneller Verhütungsmittel, Wechseljahre.
  • Chronische Erkrankungen – entzündliche Darmerkrankungen, Autoimmunerkrankungen, schwere Infektionen.
  • Mechanische oder chemische Belastung – z. B. straffe Frisuren, häufiges Färben, Dauerwellen, exzessives Styling.

Zusammenfassung:
Haarausfall bei Frauen ist ein Symptom mit vielen möglichen Ursachen. Besonders häufig ist der hormonell-genetische Typ, bei dem die Haarfollikel empfindlich auf Androgene reagieren und dadurch feiner und kürzer wachsen. Ebenso verbreitet ist das telogene Effluvium, das als Reaktion auf akute Belastungen oder systemische Veränderungen entsteht und typischerweise nach einigen Monaten wieder rückläufig sein kann. Mangelzustände, vor allem Eisen- und Vitaminmangel, spielen bei Frauen im gebärfähigen Alter eine bedeutende Rolle. Auch endokrine Störungen wie eine Schilddrüsenfehlfunktion oder hormonelle Schwankungen im Lebenszyklus sind klassische Auslöser.

Da die Ursachen so vielfältig sind, ist eine rein äußerliche Betrachtung selten ausreichend. Die Labordiagnostik liefert entscheidende Hinweise auf behandelbare Auslöser wie Eisenmangel, hormonelle Dysbalancen oder Autoimmunprozesse. So lassen sich viele Formen des Haarausfalls gezielt behandeln und unnötige Therapieversuche vermeiden.

Hormonkosmetik bei Haarausfall

Im Rahmen einer sorgfältigen Anamnese und unter Berücksichtigung des erhobenen Hormonstatus kann bei bestimmten Formen des Haarausfalls eine individuell verordnete Hormonkosmetik sinnvoll sein. Dabei handelt es sich um äußerlich anzuwendende Präparate, die hormonähnliche Wirkstoffe enthalten und gezielt an den Haarfollikeln wirken.

Besonders bei der androgenetischen Alopezie – der hormonell-erblich bedingten Form des Haarausfalls – können solche Präparate eine Rolle spielen. Die Haarwurzeln reagieren hier empfindlich auf männliche Hormone (Androgene), was zu einer schrittweisen Miniaturisierung der Haare führt. Hormonhaltige oder hormonmodulierende Kosmetika zielen darauf ab, diesen Prozess zu bremsen und das Haarwachstum zu stabilisieren.

Ein entscheidender Vorteil liegt in der lokalen Anwendung: Die Wirkstoffe werden direkt auf die Kopfhaut aufgetragen und entfalten ihre Wirkung unmittelbar am Ort des Geschehens. Dadurch lassen sich systemische Nebenwirkungen, wie sie bei einer innerlichen Einnahme hormoneller Medikamente auftreten könnten, deutlich reduzieren.

Hormonkosmetika sind in der Regel als ergänzende Option zu verstehen. Sie können insbesondere bei beginnendem Haarausfall oder in Kombination mit anderen Therapieansätzen eingesetzt werden. Die wissenschaftliche Datenlage zeigt positive Tendenzen, ist jedoch nicht in allen Bereichen abschließend gesichert.

Wichtig bleibt: Eine Hormonkosmetik sollte stets im Rahmen einer ärztlichen Betreuung und nach exakter Diagnostik eingesetzt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Behandlung individuell angepasst ist und die bestmögliche Wirkung für die Patientin erzielt wird.

Laborwerte - Basisdiagnostik

Diese Werte decken die häufigsten Ursachen ab: 

Ferritin (Eisenspeicherwert):
Eisen ist essenziell für die Bildung von Haarwurzeln. Ein zu niedriger Ferritinwert zählt zu den häufigsten Ursachen für diffusen Haarausfall bei Frauen.

TSH (Schilddrüsenwert):
Die Schilddrüse steuert den gesamten Stoffwechsel – auch den Haarzyklus. Sowohl eine Unter- als auch eine Überfunktion kann zu Haarverlust führen.

Vitamin D:
Dieses Vitamin wirkt nicht nur auf Knochen und Immunsystem, sondern spielt auch eine Rolle bei der Aktivität der Haarfollikel. Ein Mangel kann das Haarwachstum bremsen.

Vitamin B12 und Folsäure:
Beide sind wichtig für die Blutbildung und Zellteilung. Ein Defizit kann dazu führen, dass die Haarwurzeln nicht optimal versorgt werden und Haare vermehrt ausfallen.

Zink:
Das Spurenelement unterstützt die Regeneration von Haut und Haaren. Ein Mangel kann das Haar dünn und brüchig machen und das Nachwachsen neuer Haare verzögern.

Biotin:
Auch als „Haar-Vitamin“ bekannt, ist Biotin für die Keratinbildung unverzichtbar. Ein Defizit führt oft zu brüchigen Nägeln und diffusem Haarausfall.

Haarausfall - erweiterte Labordiagnostik

Dieses umfassende Laborprofil bietet die Grundlage, Ursachen für Haarausfall präzise zu erkennen. So können gezielte, individuelle Behandlungsstrategien entwickelt werden – anstatt unspezifische Standardtherapien einzusetzen.

 

Das erweiterte Profil ist auch Grundlage der speziellen Hormonkosmetik. 

 

Basisparameter

  • Blutbild: Liefert Informationen über die allgemeine Blut- und Sauerstoffversorgung.
  • Ferritin: Speicherwert für Eisen, zentral für die Haarwurzelgesundheit.
  • CRP (C-reaktives Protein): Marker für Entzündungen im Körper.
  • ANA (antinukleäre Antikörper): Hinweis auf mögliche Autoimmunprozesse, z. B. bei kreisrundem Haarausfall.

Mineralstoffe (Vollblut)

  • Calcium, Kupfer, Magnesium, Zink, Selen, Eisen
    Ein besonderer Vorteil der Vollblutanalyse: Sie zeigt die tatsächliche Mineralstoffverfügbarkeit in den Zellen, nicht nur im Blutplasma. So lassen sich Mängel präziser erkennen.

Vitamine

  • Folsäure, Vitamin B12, Biotin, Vitamin D
    Diese Vitamine sind entscheidend für Zellteilung, Blutbildung, Keratinproduktion und die Aktivität der Haarfollikel.

Aminosäuren

  • Cystein, Methionin, Tyrosin, Glutathion
    Als Bausteine von Proteinen und Antioxidantien sind Aminosäuren essenziell für die Haarstruktur, die Pigmentierung und den Schutz vor oxidativem Stress.

Hormone

  • TSH: Steuerung der Schilddrüsenfunktion.
  • Cortisol: Stresshormon, das bei chronischer Belastung Haarwachstum hemmen kann.
  • DHEA: Nebennierenhormon, wichtig für das Gleichgewicht von Stress- und Sexualhormonen.
  • Freies Testosteron & Dihydrotestosteron (DHT): Schlüsselparameter bei androgenetischem Haarausfall.
  • Östradiol & Progesteron: Weibliche Sexualhormone, deren Schwankungen – etwa in den Wechseljahren – das Haarwachstum beeinflussen können.
  • Prolaktin: Ein Hormon der Hypophyse, das bei Erhöhung Zyklusstörungen und diffusen Haarausfall verursachen kann.
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